Von Wochenblatt – die Zeitung für alle.LANDKREIS REGENSBURG . Der kleine Felix hat seinen Lieblingsort schnell gefunden: Ganz oben, auf dem hölzernen Pult im Plenum des Bayerischen Landtags. Immer wieder zieht er am Schaumstoffschutz des Mikrofons und wirft es auf den Boden. Ärger gibt es dafür aber nicht. Landtagspräsidentin Ilse Aigner beobachtet den Tatendrang des kleinen Felix mit einem Schmunzeln.
Für Felix und die weiteren Kinder der
Elternrunde Down-Syndrom aus Regensburg sowie deren Geschwister und
Eltern war es ein besonderer Tag. Mit Tobias Gotthardt,
Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und Vorsitzender des
Europaausschusses, haben die Kinder der Elternrunde zuletzt eine
besondere Variante der Europaflagge gestaltet: zwölf gelbe Hände auf
blauem Grund – ein Kunstwerk, gleichzeitig als Symbol echter Inklusion
in Europa. Geschaffen haben die Künstler das Werk für den Bayerischen
Landtag – und genau da übergaben sie genau passend zum
Welt-Down-Syndrom-Tag ihr Werk an Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Der
Welt-Down-Syndrom-Tag wird weltweit am 21. März gefeiert. Er zeigt:
Diese Menschen haben ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft.
Präsidentin
Aigner kündigte an, dass das Werk in die Kunstsammlung des Bayerischen
Landtags aufgenommen werden soll. „Es war mir eine besondere Ehre, von
den Kindern dieses Werk entgegennehmen zu dürfen“, sagte Aigner bei der
offiziellen Übergabe. „Wir werden das Bild im Sitzungssaal des
Europaausschusses aufhängen.“
Gotthardt, der sich lange schon in
der Inklusionsarbeit engagiert, ist es wichtig, mit dieser Aktion ein
Zeichen zu setzen: „Wir alle hatten bei der Kunstaktion jede Menge Spaß –
und ich habe viel von den jungen Künstlern gelernt. Ihr Platz ist
mitten im Leben, mitten in der Gesellschaft – und nirgendwo anders.
Genau das wollen wir mit dieser Übergabe zeigen.“ Der Plenarsaal habe
sich während der Übergabe und des Besuchs in einen Spielplatz
verwandelt. „Das war schon eine tolle Sache. Die Kinder haben sich hier
sehr wohlgefühlt. Ich finde es sehr schön, wenn im Plenarsaal mal die
Kinder regieren und nicht die Politiker.“ Für ihn sei das Down-Syndrom
in seiner Vielfalt keine Behinderung: „Es ist schlichtweg ein
klitzekleines Chromosom mehr.“
Als unsäglich bezeichnete Gotthardt
Überlegungen auf Bundesebene, vorgeburtliche Bluttests in den
Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen: „Ziel und Aufgabe des
Staates muss es sein, die Lebensumstände von Menschen mit genetisch
bedingten Besonderheiten zu verbessern, ihre volle Inklusion zu fördern
und unterstützende, medizinische Forschung zu finanzieren. Dort müssen
wir investieren – und nirgendwo anders.“ Beeindruckt zeigte sich
Gotthardt beim Termin im Landtag nicht nur von den Kindern selbst: „Ich
durfte auch über dieses Projekt wieder Eltern kennenlernen, die vor
Geburt von der Diagnose Downsyndrom wussten und sich für ihr Kind
entschieden haben. Kinder, die ihnen – und auch mir – heute ein
bezauberndes Lachen schenken. Schön, dass es sie gibt.“
Die
Elternrunde Down-Syndrom Regensburg ist eine Selbsthilfegruppe von
Eltern und Verwandten mit Kindern und Menschen mit Down-Syndrom,
informierte Sabine von Schelling, die Leiterin der Elternrunde. Sie
bietet regelmäßige Eltern-Kind-Gruppen-Treffen und Stammtische an, um
einen regen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Auf der Internetseite
www.down-syndrom-regensburg.org werden immer die aktuellen Termine
veröffentlicht. Dort finden sich auch Kontaktadressen und Telefonnummern
für Erstgespräche. Den Beteiligten sei es ein Anliegen, so die
Elternrunde, über das Leben mit Down-Syndrom zu informieren. Ziel sei
es, zu zeigen, dass die Kinder zu unserer Gesellschaft gehören und diese
bereichern. Gerade so soll Inklusion im Alltag zur Normalität werden.
Claudia Weber von der Elternrunde betonte: „Wir möchten mit unserer
Arbeit auch viele andere Menschen ermutigen, besondere Kinder willkommen
zu heißen. Der Inklusionsgedanke darf keine Vision bleiben, sondern
muss umgesetzt und gelebt werden.“
Besonderheit ist kein
Ausschlusskriterien – das hat auch der Termin im Bayerischen Landtag
gezeigt. Hier standen die Kinder definitiv im Mittelpunkt.
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